Leichtbau in der automobilen Zukunft
Perspektiven für den Guss

Modulare Leichtbaustruktur des Urban Modular Vehicles aus dem DLR-Next Generation Car(NGC)-Projekt. FOTO: DLR
VON ELMAR BEEH, STUTTGART
Das DLR-Institut für Fahrzeugkonzepte forscht seit vielen Jahren an innovativen Gussbauweisen und gibt im Folgenden einen Ein- und Ausblick zu Gussanwendungen im automobilen Leichtbau.
Gussteile bieten vielfältige Möglichkeiten, um zur Massereduktion von Fahrzeugen beizutragen. Die Elektrifizierung des Antriebsstrangs und das konzentrierte Marktwachstum insbesondere in China führen aber zu der Frage, welche Perspektiven sich für die hier ansässige Gießerei-Industrie ergeben.
Deutschland ist noch immer eine der führenden Exportnationen und das Automobilland schlechthin. Doch die Zukunftstrends in dieser unruhigen Zeit werden von anderen Regionen der Welt gesetzt. Im chinesischen Shenzhen, einer Stadt mit 12,5 Mio. Einwohnern, fahren beispielsweise inzwischen mehr als 16 000 Elektrobusse aus chinesischer Produktion. Anders als in der westlichen Welt, greift die Regierung in China allerdings auch wesentlich stärker in Entwicklungstrends und insbesondere in das Produktportfolio der Automobilhersteller mit ein.
In Deutschland brummt die Wirtschaft dennoch – und das ist möglicherweise gefährlicher als mancher denkt. Studien gehen von einem kontinuierlichen Wachstum des globalen Automobilmarktes von heute ca. 90 Mio. Fahrzeugen auf ca. 110 Mio. Fahrzeugen pro Jahr in 2025 aus. Der für die Gießerei- Industrie wichtige Markt der Verbrennungsmotoren bleibt dadurch trotz Elektromobilität mindestens erhalten. Im Bereich der Verbrennungsmotoren ist jedoch wahrscheinlich, dass es bedingt durch den Dieselskandal, aber vor allem durch Hybridisierung und Elektrifizierung, weniger Neuentwicklungen und Investitionen in diesem Bereich geben wird. Durch sinkenden Innovationsdruck sind Verlagerungen in den Lieferketten bei Standardtechnologien für Kunden einfacher umzusetzen, sodass Marktanteile, trotz guter Gesamtwirtschaftslage, verloren gehen können.
Welche Rolle spielt nun der Leichtbau in der automobilen Zukunft – und was bedeutete das für die Anwendung von Gussteilen? Leichtbau ist heute wichtig – kostenattraktiver Leichtbau wird auch in der Zukunft wichtig sein. Denn nur so kann die Masse von schweren Hybrid- und Elektrofahrzeugen in einem vertretbaren Rahmen gehalten werden. Und natürlich spielt die Masse eines Fahrzeugs eine Rolle, wenn es um den Energieverbrauch geht. Gussteile können hier im Fahrzeugstrukturbereich und im Fahrwerk wichtige Beiträge leisten. Gerade der Strukturguss hat großes Wachstumspotenzial, weil sich hier oftmals, neben der Massereduzierung, gute Möglichkeiten zur Funktionsintegration und zu Verbesserungen in der Struktursteifigkeit ergeben. Lösungen aus dem Premiumsegment werden zunehmend auch in den größeren Serien der Mittelklasse eingesetzt. Hiervon können insbesondere Druckgießer profitieren. Die Perspektiven sind also gut – wichtig ist nun, die Weichen zu stellen, um auch zukünftig von dieser Entwicklung zu profitieren.
Dr.-Ing. Elmar Beeh, DLR-Institut für Fahrzeugkonzepte, Abteilungsleiter Werkstoff- und Verfahrensanwendung Gesamtfahrzeug, Pfaffenwaldring 38-40, 70569 Stuttgart, Tel.: 0711-6862- 8311, E-Mail: elmar.beeh(at)dlr.de