Feinguss

Einleitung

Im gesamten deutschsprachigen Raum gilt der Name „Feingießen“ für das industriell angewendete Gießen nach „verlorenen“ Modellen, das sogenannte Modellausschmelzverfahren. Im Ausland ist Feingießen beispielsweise unter folgendem Namen bekannt: „Investment casting“ (lost wax process), „fonte à cire perdue“ und andere mehr.

Das Kennzeichen dieses speziellen Gießverfahrens sind die „verlorenen“ Modelle, die so heißen, weil sie nach dem Einformen zerstört werden, um den Formhohlraum in der Gießform freizugeben, in den die Schmelze eingegossen wird. Diese Modelle bestehen meist aus Wachsen oder deren Gemischen und werden vor dem Abgießen aus den Gießformen ausgeschmolzen, ausgelöst und/oder ausgebrannt. Die Wachsmodelle werden in metallischen Werkzeugen auf  Wachsspritzmaschinen hergestellt und mit einem aus Wachs bestehenden Gießsystem zu sogenannten Wachstrauben als Gießeinheit verklebt. Sie erhalten durch wiederholtes Tauchen in keramischen Schlicker mit anschließendem Besanden und Trocknen eine keramische Schale. Diese Modelle bestehen meist aus Wachsen oder deren Gemischen und werden vor dem Abgießen aus den Gießformen ausgeschmolzen, -gelöst und/oder -gebrannt (Bild 1).
 


Die Verwendung verlorener Modelle ermöglicht die Nutzung ungeteilter Gießformen. Sie bewirken, dass ohne Formversatz sehr enge Maßtoleranzen eingehalten werden können und Gussteile ohne Teilungsgrat gefertigt werden können (Bild 1). Das Gießen in heiße Formen ist dafür prädestiniert, dass auch geringe Wanddicken und komplizierte geometrische Formen konturenscharf zu gießen sind. Damit kommt das Feingießen als urformende Verfahrenstechnik der endgültigen Gestalt eines Bauteiles sehr nahe. In vielen Fällen wird diese sogar erreicht, wie das Beispiel im Bild 2 zeigt. Das ist einer der Gründe für die Wirtschaftlichkeit von Feinguss. 

Weitere Informationen zum Feinguss

Allgemeine Information

Die verschiedenen Gieß- und Formverfahren unterscheiden sich nach der Art der verwendeten Modelle, Formen und Formstoffe. Dabei ist mit Form die „Hülle“, eine Schalenform, gemeint, in die das Metall gegossen wird, und mit Modell das Hilfsmittel, um die Form herzustellen.

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Autoren und Quellen

Autoren:

H. Aue, W. Blank, Dr. F. Feikus, D. Finke, J. Gottschalk, K. Hanke, P. Hippler, Dr. J. Jahn, J. Knaus, K. Kohlgrüber, K. Präfke, Dr. J. Schädlich-Stubenrauch, G. Scholz, K.-H. Schütt, Dr. W. Weihnacht

Quellen:

[1] Hauschild, E.: Feingießen - Geschichtliche Entwicklung und heutige Herstellung. konstruieren & giessen 18 (1993) H. 2, S. 11 - 17.
[2] Gabriel, J.: Aluminium-Feinguss wirtschaftlich konstruieren (mit Sonderteil SOPHIA-Verfahren) konstruieren & giessen 21 (1996) H. 1, S. 4 - 10.
[3] Liesner, C., u. R. Gerke-Cantow:Aluminium-Feinguss nach dem HERO Premium Casting-Verfahren. konstruieren & giessen 27 (2002) H. 2, S. 41 - 44.
[4] Zerstörungsfreie Gussteilprüfung: Magnet-und Eindringprüfverfahren, Durchstrahlungsprüfung. Sonderdruck, ZGV Düsseldorf.
[5] Technische Lieferbedingungen für Feinguss. VDG- Merkblatt P 695, VDG Düsseldorf.
[6] Europäische Normung: Prüfung der Oberflächenrauheit mit Hilfe von Vergleichsmustern - DIN EN 1370 und Visuelle Bestimmung von Oberflächenfehlern an Stahl-Sand-Gussstücken - DIN EN 12 454. Sonderdruck, ZGV Düsseldorf.
[7] Feinguss: Maßtoleranzen, Oberflächen, Bearbeitungszugaben. VDG-Merkblatt P 690, VDG Düsseldorf.
[8] Rapid Prototyping für Feingussteile. Thementeil in: konstruieren & giessen 30 (2005) H. 1, S. 2 - 17.
[9] Generative Fertigungsverfahren - Rapid Technologien/Rapid Prototyping - Grundlagen, Begriffe, 􀀴ualitätskenngrößen, Liefervereinbarungen. VDI-Richtlinie Nr. 3404.
[10] Stahlguss: Herstellung - Eigenschaften - Anwendungen . Sonderdruck, ZGV Düsseldorf.
[11] Hauschild, E.: Stahlfeinguss - Möglichkeiten und Grenzen. konstruieren & giessen 18 (1993) H. 2, 18 - 22.
[12] DIN-Taschenbuch Nr. 455, Band 1: Gießereiwesen: Gusseisen und Stahlguss, Beuth-Verlag, Berlin.
[13] DIN-Taschenbuch Nr. 455, Band 2: Gießereiwesen: Nichteisenmetallguss, Beuth-Verlag, Berlin.
[14] Hesse, W,: Aluminium-Werkstoff-Datenblätter. Aluminium-Verlag, Düsseldorf.
[15] Konstruieren wie die Natur - Gussteile wachsen wie Bäume und Knochen. Sonderdruck, ZGV Düsseldorf.
[16] Gießgerechtes Konstruieren. Sonderdruck, ZGV Düsseldorf.
[17] Richtig Guss bestellen - Bei der Konstruktion fängt es an. Sonderdruck, ZGV Düsseldorf.
[18] Die wirtschaftliche Gusskonstruktion - Grundregeln für das gießgerechte Gestalten. Merkblatt, ZGV Düsseldorf.
[19] Aluminium-Taschenbuch, Aluminium- Verlag, Düsseldorf.
[20] Aluminium-Merkblatt V 2, Herausgeber: Aluminium-Zentrale, Düsseldorf.
[21] Aluminium-Gusslegierungen. Herausgeber: Vereinigung Deutscher Schmelzhütten, Düsseldorf.
[22] Aluminium-Merkblatt: Werkstoffe W8.- Herausgeber: Aluminium-Zentrale, Düsseldorf.